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25. Juni 2013

"Create your own death"-Story

» Die Ampel springt auf grün. Ich setzte ein Fuß auf die Straße, ohne auf die Umgebung zu achten, zu tief in meinen Tagträumen versunken. Ungefähr in der Mitte der Straße sehe ich aus den Augenwinkel etwas silbernes auf mich zu rasen. Ich drehe meinen Kopf wie in Zeitlupe. Nummernschild, Scheinwerfer, Motorhaube, Windschutzscheibe und ein gesichtsloser Fahrer drängen sich in mein Gesichtsfeld. Ich weiß, wenn ich stehen bleibe wird das letzte, was ich gemacht habe, sein, dass ich die Straße überqueren wollte. Vielleicht passt das ja ganz gut. Ein Autounfall als Todesursache für jemanden, der ein unspektakuläres Leben gelebt hat. Passt doch, schließlich sterben jährlich so viele an den neuen Technologien. Ich wäre also nichts besonderes - wie immer. Vielleicht aber sogar eine Schlagzeile in der Zeitung wert. Irgendwo ganz unten in kleiner Schrift. In diesem Moment schloss ich den Entschluss einfach nichts zu machen. Einfach an dieser Stell abzuwarten. An mein Ohr drängen sich die verzerrte Warnrufe der Passanten. Ich mustere einen nach den anderen. Den Geschäftsmann im Anzug und Aktentasche, die rauchenden 12-Jährigen hinter der nächsten Häuserecke, die platinblonde Zicke an der Bushaltestelle. Keines ihrer Gesichter lässt mich auch nur länger als ein Bruchteil einer Sekunde mit meinem Blick verweilen. Nur ein kleines Mädchen lässt mich kurz innehalten. Es klammert sich mit ängstlichen Augen an die Hand ihrer Mutter. Plötzlich bereue ich meine Entscheidung. Nicht, weil ich es mir anders überlegt hätte, sondern, weil ich nicht will, dass das kleine Mädchen das mit ansehen muss. Einen Rückzieher kann ich aber nicht machen. Dann hätte ich mal wieder versagt wie sooft im Leben. Ein lautes Hupen reißt mich aus den Gedanken. Plötzlich geht alles ganz schnell. Quietschende Reifen, schockierte Schreie, ein Aufprall. Ich werde auf die Straße geschleudert und liege da halb unter einem Auto. Ich habe fürchterliche Schmerzen, Schwierigkeiten zu atmen. Ein letzter Versuch, doch noch am Leben festzuhalten und dann... Nichts. Rein gar nichts. Es ist vorbei. Und wer auch immer sagt, man würde sein ganzes Leben an sich vorbei laufen sehen, bevor man stirbt, lügt. man sieht einfach nur ein verf*cktes Auto auf sich zurasen.

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